Unsere Geschichte

Schönes aus Großmutters Zeiten

Seit Juni 1996 betreiben Bianca und Ingo Zander ihren Antikhof in Segeletz: Auf 4000 Quadratmetern finden Kunst- und Antikfreunde in den ehemaligen Ställen Möbel, Keramik und vieles mehr. Nicht selten fühlt der Betrachter sich zurückversetzt in Großmutters Zeiten. Mitte Juni 2016 ist es dann 20 Jahre her gewesen, dass Segeletz eine Neueröffnung erlebte. Zwei Jahrzehnte sind im Menschenleben viel, besonders wenn sie angefüllt sind mit all den Mühen, die es braucht, um Neuland zu erschließen. Nicht weniger hatten sich Ingo und Bianca Zander vorgenommen. Alles ist relativ. Im Vergleich dazu, was künftig die Arbeitstage des Paares bestimmen würde, sind 20 Lenze ein Klacks. Bis ihr Antikmarkt soweit war, ihn Einheimischen und Kunden aus der Ferne vorzuzeigen, kostete es viel Schweiß, Ideen und Zusammenhalt. „Das hier war der hässlichste Hof“, beschreibt Ingo Zander unumwunden, wie es nach der Wende auf dem elterlichen Grundstück aussah, das er geerbt hatte. Jahrzehnte mit der LPG als Nutzer waren nicht ohne Folgen geblieben. Wohnhaus und Ställe präsentierten sich in einem erbarmungswürdigen Zustand. „Wir brauchten viel Zeit, um hier Ordnung reinzubringen“, blickt Zander zurück. „Aber wir wussten, was wir wollten.“ Was der gelernte Bootsbauer und seine Frau als Ziel verfolgten, war die Vision, in der Segeletzer Lindenstraße einen Handel mit Antiquitäten, neuzeitlichem Kunstgewerbe und Floristik zu betreiben. Ein Café sollte Gäste einladen. Dass die Pläne letztlich aufgingen, kostete das Ersparte, wäre aber ohne den Enthusiasmus der Zanders, ohne seriöse Partner und Freunde undenkbar gewesen. Und es brauchte Geduld, gepaart mit vielen pfiffigen Ideen.

Viele Jahre auf den Urlaub verzichtet

„Wir haben 17 Jahre auf unseren Urlaub verzichtet und unsere ganze Kraft in den Antikhof gesteckt“, resümiert der 48-Jährige. Die Chef-Rolle teilt er sich von Anfang an mit seiner Bianca. Die beiden sind ein Team, das sich ergänzt. Zwar trägt das gemütliche Café mit selbst gebackenem Kuchen, den Marmeladen, Säften und Likören aus eigener Herstellung unübersehbar die Handschrift der gelernten Verkäuferin, doch kann sie auch anders. Beim Aufarbeiten von angekauften Möbeln ist sie ebenso Ingos rechte Hand, wie beim Verkauf oder dem Brotbacken auf dem Hof. Das findet an jedem Wochenende statt. Aber die eigentlichen Leckerbissen finden Kunst- und Antikfreunde auf den 4000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Das sind die ehemaligen Ställe, in denen Sammler oder einfach nur Freunde schöner Dinge in eine andere Welt eintauchen können. Wer nach einem Kaffee, „nur mal kurz gucken will“, hat die Anziehungskraft der Ware komplett unterschätzt. Schränke aus der Gründerzeit mit feinstem Nussbaumfurnier, die Uhrensammlung mit Modellen jedweder Art, die Spiegel, Lampen, Küchenmöbel, Accessoires für „schöner Wohnen“, Porzellane, Keramiken, Bilder lassen sich nicht im Geschwindschritt besichtigen. Original-Kutschlaternen wecken bei Fallada-Fans Erinnerungen an die Touren vom „Eisernen Gustav“ im Berlin der vorletzten Jahrhundertwende. Man findet sich hauptsächlich in dieser Epoche wieder und bummelt zwischen den Zeiten.

Ledersessel, der einem riesigen Frauenschuh gleicht

Alte, schöne, solide, nützliche Holzkunst strahlt, ohne zu protzen. Tische aus Eiche, Birke oder Esche sehen aus, als standen sie gerade eben noch in einem Zimmer mit kristallenem Lüster, Plüschsofa samt Häkeldeckchen und schweren dunklen Vorhängen an großen Fenstern. Kaum ein Stäubchen liegt auf der handpolierten Schellack-Oberfläche des Schreibsekretärs. Unübersehbar ist, dass es ein Liebhaber gewesen sein muss, der ihr jeden noch so kleinen Schönheitsfehler wegradiert hat. Schnell fühlt sich der Betrachter in Großmutters Zeiten versetzt. Dann kann es passieren, dass er in sich hineinhorcht, still für sich auf einem reich verzierten Polsterstuhl oder – der Kontrast könnte größer nicht sein – dem Ledersessel, der einem riesigen Frauenschuh gleicht. Wie wäre es, wenn ich mein schickes Wohnzimmer mit einem einzelnen Sammlerstück adeln würde? Mit der gewaltigen Standuhr von 1850 vielleicht, oder dem zierlichen Damensekretär? Seine helle Birke ergäbe einen schönen Kontrast zum dunklen Sideboard. Solche Gedanken bahnen Geschäfte an. Natürlich soll alles zum Kauf verführen, was sich in den einstigen Ställen und auf dem Hofgelände neben dem kleinen Teich zeigt. Die Zanders sind Händler. Auflöser von Haushalten sind sie nicht. Der Aufkauf erfolgt gezielt von privat oder auch aus der öffentlichen Hand. Es gibt Anbieter, deren Offerten geprüft werden. Manufakturen aus ganz Deutschland ergänzen das Alte mit zeitgemäßen Angeboten.

Die Sängerin Nina Hagen schrieb ins Gästealbum

Für Astrid Hohmann, die Ortsvorsteherin von Segeletz, ist das Zander-Grundstück ein Erlebnishof, der die Nachbarn erreicht, das Dorf schmückt und ihm guttut. Er zieht Menschen an. Sie steht mit dieser Meinung nicht alleine da. Mundpropaganda und natürlich das Internet sorgen von Dienstag bis Sonntag dafür, das Besucher kommen. Manche entdecken den Antikhof auch zufällig. Die Sängerin Nina Hagen etwa. Ende Juni wurde sie auf dem Rückweg von der Kieler Woche „in Richtung Heimatdörfchen Bär-lin von einem heiligen Geist ... vorbeigeschickt“, wie sie dem Gästealbum anvertraute. Wenn der Geist auf zack ist, kommt sie wieder. Ihr „Bis bald“ klingt jedenfalls danach. Von Wolfgang Hörmann
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